So 24.11.24 20 h
"Das überlichte Licht"
Eine Jazzsuite zum Totensonntag
für Klavier, Saxophon und Elektronik
Christoph Georgii - piano
Uwe Steinmetz - sax
in Zusammenarbeit mit
Im ausgehenden Mittelalter wurden auf Friedhofsmauern und Kirchenwänden riesige Bilderfriese – sogenannte Totentänze – platziert, die den Schrecken des
plötzlichen Todes versinnbildlichen. Der Tod wird als eine Instanz präsentiert, die ohne Ansehen der Person Arm und Reich, Bischof und Bettelmann ins Totenreich geleitet. Dabei wird das Bedürfnis der
Armen nach Gerechtigkeit befriedigt. „Die da oben“ sind genauso betroffen, ihre Macht und ihr Reichtum nützen am Ende nichts. Die Totentänze sind ein Symbol für den Ruf zur Buße, für die Aufgabe von
Standesdünkel und sozialer Ungerechtigkeit sowie zur Einkehr und Todesbereitschaft.
Inspiriert unter anderem vom „Lübecker Totentanz“ in der Marienkirche Lübecks komponierte Hugo Distler (1908 – 1942) seinen Totentanz für Chor: Dabei handelt es sich um kurze Chorverse aus
dicht gedrängtem melodischen und rhythmischen Material, das Distler ohne größere Durchführungen präsentiert.
Christoph Georgii greift in seine Jazz-Suite Melodien und Rhythmen aus Distlers
Komposition auf: Insbesondere Distlers Harmonik weist viele Parallelen mit dem moderneren Jazz auf, so dass sein Werk eine reiche Inspirationsquelle für Jazzimprovisationen darstellt. Grundlage der
einzelnen Sätze ist zudem der von Distler vertonte Text aus dem „Cherubinischen Wandersmann“ von Angelus Silesius (1624 – 1677) und seine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens zurück.
Die Musizierweise des Jazz transferiert Silesius Worte und Distlers Klänge in die Gegenwart: Aufwühlende Solos, sphärische Klanggemälde, wilde Klageschreie, lamentierende Melodien und ekstatische
Rhythmen verbinden sich zu einer persönlichen und leidenschaftlichen Klangsprache zur Mediationen über Vergänglichkeit, Tod, und Leben.
Christoph Georgii (*1977) ist ein Jazzpianist und Kirchenmusiker aus Karlsruhe. Er studierte Kirchenmusik, Klavier, Orgel und Jazzpiano und lehrte an
den Musikhochschulen in Bayreuth und Würzburg. 2024 wurde er zum Professor für Jazz/Rock/Pop an die Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg berufen. Christophs besonderes Interesse gilt der
Verknüpfung von sakraler Musik mit diversen Spielarten der Jazz-, Rock- und Popmusik. Als Komponist und Arrangeur arbeitete er für vielerlei Besetzungen: Sein Schaffen umfasst Musicals für
Kinderchöre, Gospelchor- und Brass-Kompositionen sowie Symphonic-Rock-Arrangements für die Staatskapelle Halle. Im Zentrum seines Wirkens steht jedoch sein Jazz-Trio, mit dem er seine musikalischen
Visionen von stilistisch offener, improvisierter und spiritueller Musik umsetzt, und spezifische Veranstaltungsreihen wie die „Nachtschicht“ in Karlsruhe konzipiert, die zwischen Gottesdienst und
Konzert changiert.
Der Saxophonist und Musikwissenschaftler Uwe Steinmetz (*1975) erforscht seit 25 Jahren musikalisch und in Forschungsarbeiten und Publikationen die
Berührungspunkte von sakraler Musik in Christlicher Tradition und dem Jazz. Er studierte an Hochschulen in Berlin, Bern, Boston und Göteborg und ist Mitbegründer des internationalen Netzwerks für
Jazz und Christliche Spiritualität Blue Church. Konzertreisen als Saxophonist und Dozent führten ihn in über 30 Länder und auf fünf Kontinente und er erhielt nationale und internationale Stipendien
und Auszeichnungen für seine künstlerische Arbeit. Als Solist veröffentlichte er bisher sechzehn CDs unter eigenem Namen und komponierte u.a. für das britische Fitzwilliam String Quartet, die drei
seiner Werke uraufführten, der NDR Big Band, dem zweifachen Grammy Gewinner Mads Tolling (Violine) und in eigenen Ensembles mit Jazzmusikern wie Carlos Bica, Anders Jormin, Arne Jansen, Eric Schaefer
und Eva Kruse. Für seine CD Veröffentlichungen wurde er mehrmals für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert.